Ein kleines Seemanns-ABC

Liebe Freunde der Huckleberry Finn.

In dieser Rubrik werde ich in loser Folge ein wenig über seemännische Begriffe erzählen. Obwohl wir voraussichtlich mit der „Hucky“ keine Weltumrundung planen, so bewegen wir uns dennoch auf Wasser, dass irgendwann über die Kanäle und Flüsse in die großen Ozeane gelangt. Da ist es für den einen oder anderen vielleicht interessant, ein wenig über Luv und Lee zu erfahren und von der großen weiten Welt zu träumen.

Luv und Lee

Steuerbord und Backbord

Lichterführung

So, liebe Freunde der Hucklebery Finn, es geht weiter – wie versprochen, mit der Lichterführung. Wir hatten ein bisschen zu tun und hinken deshalb unserem kleinen Seemanns-ABC etwas hinterher. Aber nun:

Schließt die Augen. Wir sind mit der Hucky in der Deutschen Bucht, kurz vor Helgoland. Nachts um drei. Stockdunkel. Die See kocht! Am Horizont (der Seemann sagt: Kimm) sehen wir einen Dampfer. Kommt der auf uns zu und macht Kleinholz aus uns? Oder kreuzt er unseren Kurs und wir machen Kleinholz aus ihm? Ha, ha …

Wie stellen wir das bloß fest? Aber da gibt es ein geniales System, denn Seeleute sind fix schlau! Lichterführung, zusammen gefasst in der Seestraßenordnung (SeeStrO) Da gibt es Seitenlichter, Hecklicht und Toplicht. Und damit kann man erkennen, in welche Richtung sich ein Schiff bewegt.
Die Seitenlichter scheinen über einen Winkel von jeweils 112,5 Grad. Das Toplicht scheint über das Doppelte, also 225 Grad. Um die 360 Grad voll zu machen fehlen noch 135 Grad für die Hecklaterne.

So wissen wir: sehen wir rot und grün und weiß, dann heißt es: Kopf einziehen! Um es ein bisschen interessanter zu gestalten – wir haben gerade drei angehende Kapitäninnen für die Hucky, die ihr Patent machen wollen. Die wollen wir doch ein bisschen zum Schwitzen bringen, oder? Es gibt ja so viele verschiedene Schiffe. Und alle führen sie eigene Positionslaternen, damit man auch weiß, mit wem man es zu tun hat.

Zum Beispiel mit Schleppern, oder mit ganz großen Schiffen, die länger sind als 50 Meter. Oder mit Baggern (an welcher Seite dürfen wir denn bloß vorbeifahren?) oder Schiffe in Fahrt, ohne Fahrt durchs Wasser, oder manövrierbehinderte Schiffe (ja, es gibt sogar behinderte Schiffe – Inklusion ist noch nicht überall angekommen) 🙂 oder Lotsen, oder Fischer, Schiffe, die vor Anker liegen … Oh je, ich sehe unsere Kapitäninnen ganz schön schwitzen!

Beim nächsten Mal treffen wir uns dann am Kompass unserer Huckleberry Finn.

Navigation

Heute wollen wir mit unserer Hucky mal zum Nordpol fahren.
Also, Kurs Nord, 360 Grad oder Null Grad – alles dasselbe.

Bisschen blöd: wir kommen nach ein paar tausend Seemeilen nicht am Nordpol an, sondern landen irgendwo auf einer kanadischen Halbinsel bei 70 Grad nördlicher Breite. Nein, es ist nicht das Treibeis, das uns im Wege ist. Es ist der flüssige Eisenkern im Erdinnern, der sich etwas langsamer dreht, als die Erde und so ein Magnetfeld erzeugt. Radfahrer unter uns kennen den Dynamoeffekt. Und deshalb müssen wir beim Steuern ein bisschen vorhalten. Missweisung nennt man das.

Ich sehe unsere Kapitäninnen bereits über ihre Navigationsaufgaben schwitzen.

Was für ein Glück, dass die Missweisung auf jeder Seekarte aufgedruckt ist. Leider kommt erschwerend hinzu, dass jedes Schiff auch noch eine eigene Ablenkung hat. Der Motor lenkt den Kompass zum Beispiel auch ein bisschen ab. Und auch das Kofferradio, von unseren Kapitäninnen – die ja für Halli Galli bekannt sind – tut ein übriges.
Steuermänner hängen ihr Täschchen übrigens niemals über den Kompass!
So lautet die Formel:

Kompasskurs
+/- Ablenkung ( für Kofferradio)
———————————–

missweisender Kurs
+/- Missweisung

———————————-

rechtweisender Kurs

den wir dann in die Seekarte eintragen werden.

Ich lasse nun, um bei unseren Kapitäninnen nicht zu viel Unruhe zu erzeugen, die Berichtigungen für Strom und Wind einfach mal weg. Auf der Dove-Elbe gibt es auch gar keine Strömungen. Gott sei dank!